20. November 2023
Zoo-AG bringt Tiere aufs Papier
Frodo steht Model beim Zeichenkurs. Die afrikanische Zwergziege aus dem Tierpark der Liebfrauenschule hat es ohne Meckern bis hoch in die Bibliothek des Gymnasiums gebracht. Dort nehmen sich 21 Schüler der Zoo-AG beherzt den Bleistift zur Hand und zeichnen den Paarhufer auf ein weißes Blatt Papier nach. Natürlich nicht Frodo persönlich, vielmehr eine Abbildung der Ziege. Möglich gemacht hat den interdisziplinären Unterricht Antje Kulms, Leiterin des Schulzoos in Mülhausen. Die Dozentin und Fachkraft für tiergestützte Intervention und Pädagogik hat heute die Illustratorin Nadine Jessler eingeladen, ihren Schülern der Zoo-AG ein paar Kniffe beizubringen.
„Darauf sind wir gekommen, als mich ein Schüler aus der AG angesprochen hat, wie schwer es ist, ein Tier zu zeichnen“, berichtet Antje Kulms (Foto rechts), die seit zwölf Jahren an der Liebfrauenschule pädagogisch eingebunden ist. „Meine Mutter ist doch Illustratorin“, hat Moritz (10) den Geistesblitz, als er von den Schwierigkeiten des Mitschülers hört. Antje Kulms zögert keine Sekunde, die Kinderbuch-Illustratorin Nadine Jessler - Mutter von Moritz - zu fragen, ob sie den Fünft- und Sechstklässlern einmal das kleine Einmaleins der hohen Zeichenschule vermitteln würde. Nadine Jessler ist hellauf begeistert von der Idee. Und im Silentium-Raum der Bibliothek findet die Gruppe jetzt genau die kreative Ruhe, Frodo & Co. zu porträtieren.
Schnecke, Kaninchen, Pferd, Koala, Hirsch, Frosch - jedes Kind der Zoo-AG hat ein Lieblingstier, das es mit dem Bleistift abbilden will. „Versucht es zunächst mit angedeuteten Kreisen, dann habt ihr die Konturen schon einmal stehen.“ Mit diesem Hinweis startet Nadine Jessler ihre Zeichenstunde. Nach einigem Kritzeln und Radieren stimmen jetzt die Proportionen: aus dem kraxeligen Hobbit ist ein Herr der Ringe, aus dem Frosch ein Papiertiger geworden. Mit Tipps und Aufmunterungen wie „das ist der perfekte Strich“ und „schön locker aus dem Handgelenk“ muntert die Illustratorin aus Hinsbeck die Liebfrauenschüler auf. So sind nach einer halben Stunde pfiffige Schwarz-Weiß-Bilder entstanden und anfängliche Sprüche wie „ich kann nicht zeichnen“ nicht mehr zu hören. „Ich hab immer schon gern gezeichnet und immer viel, viel geübt. Dann kommt Routine. Ihr dürft euch nicht scheuen, Fehler zu machen. Nichts muss perfekt aussehen“, erzählt Nadine Jessler von ihren Erfahrungen. Heute illustriert sie Kinder- und Jugendbücher sowie Non-Book-Artikel.
„Malen ist mein Lieblings-Hobby“, berichtet stolz Carolin aus dem Spring. Die Zehnjährige aus Vorst hat Nadine Jessler genau auf die Finger geguckt und ist nach wenigen Minuten bereits beim dritten Tier, das sie mit rechts in Szene setzt. Die Freude ist auch anderen Schülern anzumerken - vertieft und hochkonzentriert kratzt das Blei über die Pflanzenfaser, der Radiergummi gerät zum Statisten, eine zweidimensionale Zoo-Parade stolziert raschelnd über die großen Eichenholztische. Mal wie im Comic, mal fotografisch genau, mal surreal verfremdet - jedes Kind hat nun genreübergreifend über die tierische Zeichen-Werkstatt einen Zugang zur eigenen Komposition gefunden.
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