Bericht: Ein komplizierter Weg hin zu einem Friedensprozess

10. November 2023

Nahost-Experte Tophoven zum Gazakrieg

Terrorangriff auf Israel - Reaktionen und Folgen: Hierzu sprach der Nahost-Experte Rolf Tophoven vor 60 Zehntklässlern in der Bibliothek der Liebfrauenschule Mülhausen. Differenziert beleuchtete der 86-Jährige, wie die radikalislamische Terrorganisation Hamas sowohl die israelische Armee als auch die Geheimdienste überlistete, so dass Israel nach dem Angriff vom 7. Oktober mit 9000 Raketengeschossen 1200 Tote und 5600 Verletzte zu beklagen hatte. Den Gegenschlag Israels gegen die Hamas beschrieb der Journalist und Studiendirektor für Geschichte, Deutsch und Politik so: „Dass Israel angegriffen wurde und 1200 Tote zu beklagen hat, rechtfertigt in jedem Fall das Zurückschlagen der israelischen Armee.“

Mit Blick auf israelische Siedlungspolitik im Westjordanland und der seit dem 6-Tage-Krieg 1967 strittigen Frage „wem gehört Jerusalem?“ zeigte sich der Grefrather skeptisch, ob eine Zwei-Staaten-Lösung Israel/Palästina überhaupt realisierbar ist. Was die Lehrerin Michaela Heydhausen, die den Besuch organisiert hatte, zu der Frage trieb: „Müssen wir also mit weiteren 100 Jahren Nahostkonflikt rechnen?“ Die Liebfrauenschüler interessierte, inwieweit Deutschland auf eine friedliche Lösung des Konfliktes hinwirken kann, ob Sanktionen der richtige Weg sind und ob die Strategie der USA als wichtigster Verbündeter Israels möglicherweise durch die Präsidentschaftswahl 2024 beeinflusst wird.

Rolf Tophoven beschrieb die Situation im Nahen Osten nüchtern und nahm in seinen Wertungen kein Blatt vor den Mund. Sätze der Bundesaußenministerin, die Bundesrepublik unterstütze mit ihrer Entwicklungshilfe die leidenden Menschen im Gazastreifen, seien „naiv“, weil die regierende Hamas jeden Cent aus dem Ausland für ihren Terror einsetze. Die USA seien als größte jüdische Gemeinde der Welt „wie in Stein gemeißelt“ der wichtigste Partner an der Seite Israels. Das meiste Geld für die Hamas - 30 Mio. Dollar jeden Monat - komme aus Katar. Die Terroristen werden im Iran ausgebildet. Und mit der Hisbollah aus dem Libanon habe die Hamas auf dem Schlachtfeld den größten Verbündeten. Tophoven: „Natürlich ist es das brutale Kalkül der Hamas, dass die Zivilbevölkerung im Gazastreifen leidet und Bilder von pro-palästinenischen Demonstrationen weltweit über die Nachrichtensender gehen.“

Zur profunden Sachkenntnis des politischen Beobachters Tophoven gehörte es in seinem Vortrag an der christlich-katholisch geprägten Liebfrauenschule Mülhausen, Zusammenhänge aus der religions-historischen Tiefe heraus zu deuten. „Moses ist der Gründer des Geheimdienstes.“ Der Prophet habe aus den zwölf Stämmen Israels Kundschafter auserkoren, die die Feinde des jüdischen Volkes ausspähen. Und der Gazastreifen - das Land der Philister - sei bereits in biblischen Zeiten ein ständiger Unruheherd gewesen.

 

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