Bericht: Vortrag zu China

11. November 2022

Niklas Erkes informiert über die Expansionspolitik des Landes

Was ich mir wünsche ist, dass die aufgebauschte Rhetorik auf beiden Seiten endlich aufhört.“ Niklas Erkes macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Bei seinem Vortrag „Neue Seidenstraße - Chinas Aufstieg zur Weltmacht“ spannt der 22-Jährige den Bogen vom wirtschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Streben des Reichs der Mitte im zeitgeschichtlichen Brennglas seit der Machtübernahme der Kommunistischen Partei im Jahr 1949.

Rund 60 Schülerinnen und Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen sind heute in die Bibliothek gekommen, wo der Student der European Studies an der Universität Maastricht seine Sicht der Dinge anderthalb Stunden lang darstellt. Differenziert, ohne Scheuklappen und mit Mut zur eigenen Meinung erläutert der Lobbericher, der 2019 an der Liebfrauenschule Abitur gemacht hat und fließend Chinesisch spricht, wie China sich im Laufe der vergangenen sieben Jahrzehnte zur Weltmacht aufgeschwungen hat.

Das Referat umfasst die Fächer Erdkunde, Politik, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Bei jedem Satz kommt die profunde Kenntnis von Land und Leuten rüber. Niklas Erkes hat über den Chinesisch-Unterricht an der Liebfrauenschule Mülhausen seine Begeisterung für das Land des Lächelns entdeckt und nach dem Abitur ein Jahr lang über ein Stipendium in Kaohsiung im Südwesten der Insel Taiwan studiert.

Dem Phänomen, wie China es nach dem Auseinanderbrechen der Sowjetunion geschafft hat, die USA in der Weltmachtgeltung beinahe zu überholen, nähert sich der Student auch psychologisch: „Die Erniedrigung durch fremde Mächte hat dazu geführt, dass China jetzt den Platz auf der Weltbühne wieder einnehmen will, von dem es glaubt, einen historisch begründeten Anspruch darauf zu haben.“ Ein wesentlicher Punkt sei hierbei, unabhänig vom Ausland zu werden und gleichzeitig andere Länder in seine Abhängigkeit zu bringen. Das Etablieren des Militärstützpunktes Djibouti am Horn von Afrika sei hierfür ebenso ein Indiz wie das Bestreben, Technologie und Know-how durch Firmenübernahmen zu bekommen.

In diesen Kontext stellt der Nettetaler auch das Ansinnen Chinas, über die Staatsreederei Cosco beim Hamburger Container-Terminal Anteile zu erwerben. Ebenso spielen in der „neuen Seidenstraße“ nach Strickmuster des Mao-Nachfolgers und heutigen Generalsekretärs Xi Jinping in der Weiterentwicklung der von Marco Polo bereisten historischen Seidenstraße von China bis Rom und Venedig wichtige Umschlagplätze wie Duisburg, Hambantota in Sri Lanka und Mombasa in Ostafrika eine Rolle. „Die Strategie von Peking ist immer: Kontrolle der Handelswege.“

Die Antwort von Niklas Erkes, wie Europa klug auf die Expansionspolitik Chinas reagieren sollte: mit harter Realpolitik einen eigenen Kompass mit eigenen Werten zu schaffen, so dass Europa sich sowohl von China als auch von den USA emanzipiert. Ein solches Szenario würde vermeiden, auf Konfrontationskurs zu gehen, Wirtschaftsverbindungen abzuschneiden oder ideologischen Narrativen zu folgen.



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