05. November 2020
Daumen nach oben: Martin Gennert hat sich das Rad von Ghazal Kutiny genau angesehen. Der Polizeihauptkommissar hat sich heute mit einem fünfköpfigen Team auf dem Pausenhof der Liebfrauenschule Mülhausen postiert. Die Dienststelle Verkehrsunfallprävention der Kreispolizeibehörde Viersen prüft zusammen mit dem Grefrather Ordnungsamt und einem örtlichen Fahrradhändler die Untersätze der Schülerinnen und Schüler.
„Zu Beginn der dunklen Jahreszeit ist es wichtig, dass die Räder in einem einwandfreien Zustand sind. Insbesondere die Beleuchtung muss funktionieren“, sagt Martin Gennert. Ghazal Kutiny ist an diesem frühen Herbstmorgen mit 1 Grad Celsius und blauem Himmel eine der ersten, deren Rad unter der Lupe der Experten ist. Ohne Mängelkarte und fachmännischen Zugriff von Radhändler Heiko Maehler vom „Fahrrad Dr. Bicycle“, dafür aber mit einer blauen Plakette der Verkehrswacht unter dem Lenker darf die Elfjährige aus Oedt die Kontrollstation verlassen und zum Unterricht. „Ich fahre außer dienstags jeden Tag mit dem Rad zur Schule. Dienstags habe ich Gitarrenunterricht“, sagt die Liebfrauenschülerin der 5b.
Ein Check dauert zwischen einer und drei Minuten. Die Radprofis um Martin Gennert erkennen schnell, wo es hakt. Sowohl Uwe Munzke und André Schmitz vom Kommunalen Ordnungsdienst der Gemeinde Grefrath als auch die Polizisten Ralf Noetzel und Martin Gennert merkt man die Erfahrung aus jahrelangen Radprüfungen an.
Kleine Tipps können Menschenleben retten
Mal geht die Klingel nicht, mal ist zu wenig Luft im Reifen, mal fehlen Reflektoren, mal sind die Bremsbeläge abgewetzt. „Es kommt ganz selten vor, dass wir mal ein Rad wegen gravierender Mängel sofort aus dem Verkehr ziehen müssen“, sagt der Verkehrssicherheitsberater Gennert. Das wäre der Fall, wenn ein Achsenbruch droht oder beide Bremsen nicht mehr funktionieren. Heute in Grefrath sind erfreulich viele Räder im einwandfreien Zustand.
Dennoch können gerade die kleinen Tipps und Handgriffe der Ordnungskräfte im entscheidenden Augenblick Menschenleben retten bzw. einen Unfall oder Sturz vermeiden. Während des Checks ist immer Zeit für ein kleines Beratungsgespräch. Kein erhobener Zeigefinger, sondern eine helfende Hand. Und es wird viel gelacht und gelobt. „Hast du ein schönes Rad!“, staunt Martin Gennert über den roséfarbenen Drahtesel im Nostalgielook von Charlotte Huffschmid. „Das hat meine Mama mir geschenkt, mein altes Rad war zu klein geworden“, sagt die Zehnjährige aus der 5d stolz.
„Eine Neuntklässlerin hat betont, dass sie aus Umweltschutzgründen jeden Tag von Wankum mit dem Rad zur Liebfrauenschule kommt“, berichtet Martin Gennert, nachdem die ersten Klassen durchgewunken worden sind. Neben dem Öko-Faktor verweist der 55-Jährige auf den Aspekt Elterntaxi. „Alles kein Thema, wenn sich die Schülerinnen und Schüler morgens aufs Rad setzen.“ Die Verkehrswacht weiß, dass die Liebfrauenschüler nicht nur aus Grefrath, sondern vielfach aus den benachbarten Gemeinden wie Tönisvorst, Nettetal, Wachtendonk oder Kempen kommen. Gennert: „Da lohnt ein Radcheck alle zwei Jahre auf jeden Fall.“
Damit alles wie am Schnürchen klappt und an diesem Vormittag allen radelnden Schülern die Möglichkeit eines kostenlosen Checks gegeben werden kann, sorgt das SV-Team der Liebfrauenschule Mülhausen. Mit Decken und Thermoskannen gegen die Kälte geschützt, versorgen die SV‘ler die Beamten und Mitschüler mit Plaketten, Mängelkarten und Namenslisten: Haken dran, Rad top. SV-Sprecherin Greta Floeth (16) aus Tönisvorst muss darüber hinaus Fersengeld zahlen, weil sie auf Zuruf die Schülergruppen aus ihren Klassen abholt und zur Rad-Station bringt.