Bericht: Lesestunde mit Beate Felten-Leidel - Autorin lässt die gute alte analoge Zeit aufleben


Gab es schon Drucker? Schrei­ben Sie noch mit Füller? Wie funktioniert die Drehscheibe am Telefon? Solche Fragen stellen die Fünft- und Sechst­klässler Beate Felten-Leidel. Die Schriftstellerin, die an der Liebfrauenschule Mülhausen Abitur gemacht hat und seit langem in Köln lebt, liest in der Bibliothek ihrer ehemali­gen Schule aus ihren Winnie-Büchern. Die Lesestunde auf Initiative der Deutschlehrerin und stellvertretenden Schul­leiterin Dr. Sara Falk gerät zu einem anderthalbstündigen Austausch zwischen den Generationen. Die Zehn- bis Zwölfjährigen zeigen ein großes Interesse an der guten alten analogen Welt und löchern die gebürtige Grefrathe­rin mit Fragen.

Im Herbst 2018 hat Beate Felten-Leidel, Jahrgang 1955, an gleicher Stelle vor Erwachsenen gelesen. Nun ist die Autorin, renommiert auch als Anglistin und Übersetzerin, gespannt, wie ihre Literatur vor einem jungen Publikum ankommt. Schnell entspinnt sich ein angeregtes Gespräch, und die Mädchen und Jungen erzählen von ihren eigenen Erlebnissen mit Linkshändigkeit, Oma und Opa, den Lieb­lingsstellen in der Umgebung - und dem Plattdeutsch.

 

Besonders der alte Dialekt regt die Phanatasie der jungen Zuhörer an. Das zitierte „Lot jonn“ von Tante Pia kommtden meisten aus dem Elternhaus doch sehr bekannt vor. Als Beate Felten-Leidel auf Platt ein Lied aus ihrer Kindheit vorsingt, kann man in der Bibliothek die Stecknadel fallen hören. Pelikan statt Touchscreen, Schiefertafel statt Whi­teboard, Dialog statt Smartphone, Winnetou statt Alexa, Schreibmaschine statt Tastatur, Wühlmaus statt PC-Maus - diese Welt von gestern, in der die ehemalige Schülerin Beate Fel­ten-Leidel ihre Reifeprüfung an der Niers gemacht hat, fasziniert die Heranwachsen­den mit jeder Silbe mehr.

Wobei die Autorin nichts glorifiziert, son­dern authentisch und in anschaulicher Sprache berichtet. Auch kritische Töne nicht unterdrückt. Der Schlag mit dem Lineal auf die Finger oder die Ohrfeige in der Grund­schule spricht sie unverblümt an. Weitaus größeren Raum nehmen aber in ihren Schilderungen ans Herz gehende Beschreibungen ein, die für die Heutigen aus der Zeit gefallene Phänomene zu sein scheinen. Die Dorenburg als damalige Ruine, die plätschernde Niers, Gässchen mit hohen Hecken und morschen Holztoren, der alte Friedhof unter der Mondsichel, die vorlaute und allzu früh verstor­bene beste Freundin - und mittendrin eine aufgeweckte Schülerin, die mit offenen Augen und aufgeschlossenem Gemüt in ihren literarisch angehauchten Erinnerungen bei den Teenagern Begeisterung auslöst.

Eine besondere Deutschstunde auf freiwilliger Basis an der Liebfrauenschule Mülhausen, die Spuren hinterlassen haben dürfte.  



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