Reportage: Schichtwechsel beim THW

09. Januar 2020

Anfang des Jahres ist Gerd Friedsam neuer THW-Präsident geworden und folgt damit auf den nun scheidenden THW-Präsidenten Albrecht Broemme. Ein Artikel über Albrecht Broemme, seine Erfahrungen beim THW und den neuen Präsidenten Gerd Friedsam. von Pia Mevissen

Am 1. Januar hat Gerd Friedsam den ehemaligen THW-Präsident Albrecht Broemme abgelöst.

Broemme hat vor 50 Jahren beim THW als ehrenamtlicher Helfer angefangen und ist zwischenzeitlich auch Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr gewesen.

Er war 13 Jahre THW-Präsident. In dieser Amtszeit als Präsident ist, laut ihm, für ihn das Thema Flüchtlinge die größte Herausforderung gewesen. Das THW war zu dieser Zeit für das Herrichten der Flüchtlingsunterkünfte mitverantwortlich. Darunter fällt zum Beispiel der Aufbau von Betten und Zelten oder das Herrichten von Turnhallen und der Umbau eines ehemaligen Flugzeughangars.

Während der „Flüchtlingskrise“ war Broemme auch der „Sonderbeauftragte der Bundesregierung zur Umsetzung der Erklärung der Europäischen Union mit der Türkei zur Migration“. „Da war ich nur unterwegs. Ich kenne alle Flüchtlingslager in Griechenland und der Türkei, im Nordirak und in Jordanien“, so berichtet Broemme von der Zeit als „Sonderbeauftragter“.

Weiter berichtet er: „Die vielen Erlebnisse mit Flüchtlingen und die Einzelschicksale haben mich sehr berührt. Aber es haut einen um, wenn man ein Flüchtlingslager wie Al-Za’atari in Jordanien sieht, das innerhalb von sieben Monaten aufgebaut worden ist. Dort lebten 140 000 Menschen.“

Neben dem Flüchtlingsthema hat sich das THW unter seiner Leitung auch stark verändert. Zum Beispiel hat das THW in den letzten Jahren „erkennbar mehr mit dem Thema kritische Infrastruktur zu tun (gehabt)“, so Broemme.

Im Allgemeinen bedeutet dieser Fachbegriff „kritische Infrastruktur“ Störungen bei der Versorgung mit Strom, Wasser und Gas. In diesem Zusammenhang beschädigen „ ,Terroristen des Alltags’ “, so wie der ehemalige THW-Präsident zum Beispiel Baggerfahrer nennt, Kabel oder Wasserrohre. „Das sind lokale Ereignisse wie dieses Jahr in Berlin-Köpenick, wo gute 30 Stunden lang der Strom weg war.“, so Broemme im Interview mit dem General Anzeiger Bonn.

Im Moment, so Broemme im Interview mit dem General Anzeiger Bonn, „bereitet sich (das THW) gerade mit dem Aufstellen von neuen Einheiten und dem Beschaffen von den weiteren Notstromaggregaten und Trinkwasseranlagen für besondere Fälle vor.“

Bei der Bevölkerung kommt Broemme sehr gut an und pflegte in seiner Amtszeit auch regen Kontakt mit Jugendlichen. So besuchte THW-Präsident noch Ende Oktober 2019 den 169. Jugendpressekongress der 66. Young leaders Akademie.

Auch ich, Pia Mevissen, 18 Jahre, Autorin dieses Artikels, habe an dieser Akademie teilgenommen und hatte das Glück, Broemme im Laufe dieses Jugendpressekongresses zu interviewen. Seinen Kurzvortrag startete der Präsident unter dem Leitsatz“ #kompetent #professionell #freiwillig - Nur so geht Katastrophenschutz“.

Auf der 66. young leaders Akademie, an der Jugendliche zwischen 15 und 22 Jahren aus ganz Deutschland teilnehmen können, ist mir auch der Journalistenwettbewerb mit dem Thema „Das Technische Hilfswerk“ gestellt wurden. Aufgabe diesen Wettbewerbes ist es, qualitative Artikel zu veröffentliche.

 „Beim THW findet man lebende, echte Freunde, Kameraden, die einander helfen!“, so beschreibt Broemme auf der Akademie einen Teil davon, was das THW ausmacht und einzigartig macht. Auf die Frage, wann und warum er zum THW gekommen ist, antwortet er im Interview: „Ich habe als Schüler angefangen, weil mich die praktische Ausbildung interessiert hat, wie Holzbearbeitung und Betonschneiden. (…) Während meine Mitschüler eine Chemieklausur geschrieben haben, habe ich Brücken gesprengt. So viel kann man beim THW erleben.“

Dem fügt er noch hinzu: „Man muss eigentlich nichts mitbringen, außer die Bereitschaft etwas zu lernen, nette Leute kennenlernen, im Team zu arbeiten, Prüfungen zu machen und dann helfen zu können. Man muss also nicht Handwerker sein. Manche sagen auch: ,Ich habe zwei linke Hände.’ Eine linke Hand hat jeder.“

Auch die ehrenamtlichen Helfer haben eine hohe Meinung über den ehemaligen Präsidenten. Bei einem Interview mit einer THW-Einsatzkraft wurde dies deutlich: „Der Broemme ist ein vielfältiger und vielschichtiger Typ! Beim TÜV hat er einmal eine Parkscheibe mitgenommen, worauf ihn sein Chauffeur gefragt hat, was dies denn solle? Er habe doch schon eine Parkscheibe. Doch Broemme antwortete nur: , Für meine Katze. Damit nicht alle meinen, dass sie noch nicht gefüttert wurde und sie deshalb zu dick wird. Dafür stelle ich die Uhrzeit ein, wann ich sie zuletzt gefüttert habe und lege die Scheibe dann zum Fressnapf.“

Und der neue THW-Präsident? Was ist mit ihm?

Auch er bringt mehr als 30 Jahre sowohl hauptamtliche als auch ehrenamtliche Erfahrung beim THW mit.

Geboren wurde er 1957 im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz und ging 1986 nach Frankfurt am Main zur THW Akademie. An der Akademie für Krisenmanagement, Notfallplanung und Zivilschutz (AKNZ) in Ahrweiler nahm er 1991 die Fachlehrertätigkeit auf. Zudem war er in Ahrweiler von 1998 bis 2002 Ortsbeauftragter des Ortsverbandes.

Dann, 1995 ging Friedsam zur THW-Leitung nach Bonn und nahm 2011 das Amt des THW-Vize-Präsidenten auf.

Eins von Gerd Friedsam zentralen Zielen in seinem neuen Amt ist es, den THW-Angehörigen in einer Zeit des Wandels Orientierung zu vermitteln und die Fortentwicklung aktiv zu gestalten.

Auf ihn warten jetzt spannende Jahre.



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