Zeitzeugin berichtet

08. Dezember 2017

Mülhausen. Auschwitz nur durch Zufall entgangen

Die Zeitzeugin Eva Weyl berichtet am Freitag, 15. Dezember, in der Liebfrauenschule Mülhausen. Die Holocaust-Überlebende spricht von 9.50 bis 11.20 Uhr vor Neuntklässlern des Grefrather Gymnasiums über ihre Zeit im Lager Westerbork. Im Anschluss an ihren Vortrag können die Liebfrauenschülerinnen und -schüler die 82-Jährige befragen. Die Schüler sind in der Geschichts-AG von den Lehrerinnen Heidemarie Dahl und Michaela Heydhausen-Steiger auf den Besuch vorbereitet worden.

Eva Weyl ist 1935 in Arnheim geboren. Die Familie ist 1933 von Kleve in die Niederlande geflohen. In Kleve hat die Familie zuvor ein Kaufhaus betrieben, die Firmentradition der Weyls reicht zurück bis 1855. Ab 1933 geht die NSDAP gegen jüdische Geschäfte vor und entreißt das Kaufhaus der Familie Weyl. 1944 wird das Geschäft bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg zerstört. Mit sechseinhalb Jahren kommt Eva Weyl im Januar 1942 in das Lager Westerbork. Das sogenannte „Polizeiliche Judendurchgangslager “ ist eines der beiden von den nationalsozialistischen Besatzern in den Niederlanden eingerichteten zentralen Durchgangslager für die Deportation niederländischer und deutscher Juden in andere Konzentrations- und Vernichtungslager. In Westerbork bleibt Eva Weyl dreieinhalb Jahre, bis das Lager kurz vor Kriegsende 1945 befreit wird. Die Familie geht zurück nach Arnheim, der Vater eröffnet später ein neues Geschäft. Eva Weyl studiert in der Schweiz, heiratet und bekommt zwei Söhne. Später lebt sie in den USA, seit den 60er-Jahren in Amsterdam.

Eva Weyl ist der Deportation nach Auschwitz und damit dem sicheren Tod nur durch Zufälle, Gück und Schicksal entgangen. Als eine der wenigen Holocaust-Überlebenden, die es noch gibt, erzählt sie den Liebfrauenschülern am 15. Dezember ihre Geschichte. Es ist die Geschichte einer Zeit, als im Hitler-Deutschland Unterdrückung, Fremdenfeindlichkeit und Hass regieren. In ihren Erzählungen erhebt Eva Weyl mit jedem Auftritt die Stimme gegen Diskriminierung, Extremismus und Rechtspopulismus. Sie trägt damit das Prinzip Verantwortung in die Schulen.

Die Reihe „Geschichte zum Anfassen“ hat an der Liebfrauenschule Mülhausen Tradition. Erst im Frühjahr dieses Jahres hat der in der DDR aufgewachsene Ostberliner Autor Rainer Schneider vor Neuntklässlern berichtet.



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