Politische Bildung in Europa - Prägende Erfahrung durch soziales Praktikum in London

15. November 2018

Dass London nicht nur Big Ben, Tower Bridge, Buckingham Palace, die Queen, Elton John und David Beckham ist, haben Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen jetzt während ihres zweiwöchigen Praktikums in England erlebt. Die Zwölftklässler haben in Sozialkaufhäusern einen sogenannten Charity Workshop absolviert. Die 17-Jährige Jette Straetmans beispielsweise hat im Gebrauchtwarenladen der Kette Oxfam gearbeitet, die 18-Jährige Doreen Davydenko aus Oedt bei Geranium Shop for the Blind, einer Einrichtung für blinde und notleidende Menschen. Hanna-Sophie Istel (17), Thomas Berenyi (18) und Luca Sandro Wolf (18) gingen in London vergleichbaren Tätigkeiten nach.

Da war nichts auf Hochglanz poliert: In den Läden trafen die Heranwachsenden auf Menschen, denen das Geld für ein paar neue Schuhe fehlt oder denen das britische Gesundheitssystem keine neue Brille auf Krankenschein gewährt. „Allein die Fahrten mit dem Bus in die ärmeren Viertel von London waren eine nachhaltige Erfahrung“, sagt Jette Straetmans, die aus Kerken-Stenden kommt. In den Geschäften mussten die Liebfrauenschüler alles anpacken, was die normale Belegschaft auch tun muss: Second-Hand-Artikel annehmen, begutachten, einräumen, dekorieren, aber auch verkaufen und beraten. Die Sozialeinrichtung von Jette befand sich im Stadtteil Blackheath, die andere von Doreen im weitaus ärmeren Walworth im Südosten der Themsestadt. Doreen, Jette und die anderen drei lebten während ihres Praktikums bei Gasteltern in London-Catford, was vom Wohlstand her Lichtjahre von den vornehmen Stadtteilen wie Westend, Belgravia oder Wimbledon entfernt liegt. Jettes Gastfamilie kam aus Jamaika. „Es war für mich interessant zu beobachten, wie eine Zuwandererfamilie in England lebt.“

„Das Sozialpraktikum hatte nichts mit der touristischen Seite von London zu tun, sondern zeigte Doreen, Jette, Hanna-Sophie, Thomas und Luca Sandro die andere Seite der Millionenstadt“, sagt Lehrerin Maike Schwich, die die beiden nach England begleitet hat. Für die Pädagogin der Fächer Spanisch und Englisch ist einerseits der Spracherwerb auf der Insel wichtig gewesen, andererseits der soziale Aspekt und der Blick über den Tellerrand. Schulleiter Lothar Josten ist es vor dem europäischen Hintergrund ein Anliegen, dass nach dieser Premiere in Sachen Charity Workshop auch 2019 und darüber hinaus Schüler der Liebfrauenschule Mülhausen in England soziale Praktika absolvieren. Jette fände das klasse: „Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und kann es jedem Schüler nur weiterempfehlen.“



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