Projekttage


Kreativ die eigenen Stärken entdecken

Niederrhein, 21.03.2018 - Beim Auswählen eines Dreier- Sportteams bleibt Linus - wie immer - als Vierter übrig. Die anderen stöhnen. Den untalentierten Linus will niemand in der Mannschaft haben. „Ist das schon Mobbing?“, fragt Lehrer Jens Michels in die Klasse. Fünf von 25 Schülern zeigen auf, haben hierzu eine dezidierte Meinung. Es wird eifrig diskutiert. Argumente werden ausgetauscht, Jens Michels koordiniert die Redebeiträge und moderiert.
Projekttage an der Liebfrauenschule Mülhausen: Jedes Jahr vor den Osterferien fällt für drei Tage der normale Unterricht flach. Auch der Stundenplan ist außer Kraft gesetzt. Statt dessen verabreden sich die Schülergruppen zu den unterschiedlichsten Workshops. „Bei den Projekttagen kommt all das auf die Tagesordnung, wofür ansonsten im Unterricht kein Platz wäre“, berichtet Lutz Nothen. Der Lehrer für Englisch und Französisch, seit 16 Jahren Pädagoge an der Liebfrauenschule, koordiniert seit 3 Jahren die Projekttage. Lutz Nothen, der selbst an dieser Schule sein Abitur gemacht hat, bereitet es nach wie vor Freude, hier und dort in die Klassenräume, Sporthallen und Außenfelder rein zu schnuppern und zu erfahren, wie die Projekttage jeden einzelnen Schüler weiter bringen.
Fasziniert ist Lutz Nothen beispielsweise beim Kunstprojekt „Modellieren“ mit Lehrerin Lara Skronski. Die Achtklässler dürfen eine Fliese mit Filzstift individuell bemalen oder beschriften, ihrer Phantasie freien Lauf lassen und dabei auch über das Handy Dr. Google und die Sozialen Netzwerke zu Rate ziehen. Am Ende wird das Kunstwerk nicht säuberlich an die Wand gehängt - sondern mit dem Hammer zerschlagen. „Die Schüler erfahren somit, dass mit einem Schlag oft ein ganzes Leben zerstört werden kann oder aus den Fugen gerät. Aber in jedem Sprung ist auch wieder ein Anfang, es entsteht Neues“, berichtet Lara Skronski. Was anfangs wie ein Scherbenhaufen wirkt, entpuppt sich beim zweiten Blick und mit etwas Kleber verstärkt als versteckte Schönheit in Keramik. Die Achtklässler sind konzentriert bei der Sache, auch wenn der barmherzige Hammerschlag auf die tuchbedeckte Fliese einigen schwerfällt.
Harald Lamers von der Kriminal-Prävention der Polizei kommt seit Jahren im Rahmen der Projekttage zu den Liebfrauenschülern. Heute behandelt der Beamte am Smartboard das Thema Cybermobbing. Wer kann zur Haftung gezogen werden, wenn ein anderer übers Internet verleumdet, belästigt oder genötigt wird? „Ihr seid selbst für euer Handeln verantwortlich, unabhängig vom Alter“, schreibt der Kommissar den Schülern ins Stammbuch. „Und ihr müsst einfach auch mal Nein sagen lernen.“
In der großen Sporthalle jagt derweil ein Dutzend Jugendliche - auch junge Frauen - dem Ball hinterher. Dennis Homann achtet auf jede Bewegung, feuert an, gibt Anweisungen. „Ich suche hier Talente für den DFB-Junior-Coach“, sagt der Sportlehrer, der selbst noch aktiv und auf hohem Niveau Fußball spielt. In den letzten Jahren, so der Pädagoge, hat er über die Projekttage den einen oder anderen an die Trainertätigkeit herangeführt. Auch hier lernen die jungen Menschen, auf einer anderen Ebene Verantwortung für sich - und andere - zu übernehmen. Bewerbungstraining, Boxen, Microsoft-Schulung, Liebe & Sexualität, Prävention Drogen/Alkohol, Bogenschießen, Abenteuerpädagogik, Vorträge zu Autismus oder zur politischen Bildung - die Palette der Themen bei den Projekttagen ist schier unendlich. Viele Liebfrauenschüler freuen sich jetzt schon auf die nächsten im Frühjahr 2019.



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